Montag, 15. Juli 2013

Kirchgang

Alle Menschen hier gehen in die Kirche. Alle. Ohne Ausnahme. Jede Woche!
Die Kirche ist sehr wichtig! Identitätsgebend sozusagen. Oder besser gesagt die Kirchen. Es gibt unzählige Kirchen in Kashikishi: katholische, protestantische, anglikanische, Zeugen Jehovas, adventist church, 7th day durch, baptist, holy ghost, etc, etc.
Nach einigen Wochen haben Nina und ich uns zum ersten Kirchgang durchgerungen. Wir gehen seither in die catholic church. Sie steht zwischen unserem swiss house und dem Spital. Wir müssen sonntags also nur zwei Mal umfallen und sind schon da. Es gibt drei Messen: um 6h30 die englische Messe und um 10h die Bemba-Messe, dazwischen die Kindermesse. Nina und ich haben uns für die Bemba-Messe entschieden. Der Zeitpunkt erscheint uns christlicher und sie singen viel mehr. Dafür dauert sie geschlagene zweieinhalb Sunden (2.5!) bis um halb Eins mittags....
Mittlerweile sind wir erprobte Kirchgängerinnen und integriert in der community (mehrmals schon wurde wir Musungus aufgerufen, mussten uns erheben und wurden herzlich begrüsst). Wir ziehen uns einen Citenge oder ein Röckchen über - keine Frau geht in Hosen irgendwohin, geschweige denn in die Kirche-, stecken uns ein paar Kwacha zum Spenden ein und setzen uns auf die richtige Seite des Kirchenschiffs - dorthin wo die Frauen und Kinder sind. Man hat uns zwar auch schon in Hosen, zu spät und irgendwo zwischen den Männern sitzend angetroffen, aber als Musungus wird uns vieles verziehen...


Mädchen auf dem Kirchplatz nach der Messe



Die Messe ist schön. Ich mag sie. Die Kirche ist gepackt voll, viele Menschen stehen draussen und warten auf Einlass in einer der Pausen. Es sind Menschen aller Altersstufen, viele Kinder darunter. Kinder im Wickeltuch am Schlafen, Kinder beim gestillt werden, Kinder mit Lollipop, Kinder am Spielen zwischen den Bänken..... Und man hört kein Weinen oder Quengeln. Immer wieder äusserst erstaunlich für mich! Alle Frauen, Männer und Kinder sind schön anzuschauen im Sonntagsstaat mit kunstvollen Frisuren, den besten Kleidern und Schuhen. Die Predigt dauert manchmal lange und ich verstehe kein Wort, da alles auf Bemba ist. Ich beobachte derweil die Menschen, fühle die Stimmung, hänge meinen Gedanken nach, bete, träume, werde ruhig. Vor und nach der Predigt wird viel, ausgiebig und laut gesungen. Die Kirche bebt. Es hat einen Chor - begleitet entweder von Trommeln oder Trommeln und E-Gitarre. Es ist ein kraftvoller Wechselgesang und ich betrachte die schwebenden Hände des Dirigenten. Afrikas Kraft und Leben strömen aus dem Gesang. Pure Freude am Leben. Alle bewegen sich im Rhythmus der Musik. Es ist wichtig für mich den Kontrast dieses Gesanges zum Tod und der Not im Spital zu erleben. Vor allem aber ist es schön!
Dann kommen die kleinen Mädchen in den weissen Kleidchen und Söckchen den Mittelgang hinuntergeschwebt. Es ist ein gemessener Tanz mit klaren Schritten und Armen in der Luft. Sie üben ihn am Samstag vor der Kirche. Die kleinen Mädchen stehen vorne, die grösseren bilden den Schluss. Alle sind ernst und feierlich. Aber wer kleine Mädchen hat tanzen gesehen, weiss, dass sie aussehen wie schwebende Federn.
Ich mag die Messe in Kashikishi. Es ist einmalig diese Stimmung, Innigkeit, Selbstverständlichkeit und Religiosität zu erleben. Es ist einmalig in die gebündelte Lebensfreude und Kraft der Menschen einzutauchen.
Die Kirche leert sich nach dem Sonntagsgottesdienst - in der Mitte ein paar der weissen Mädchen

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